Michael Oel neuer Chorleiter bei amante

MZ vom 27. September 2006:

„Das sind große Schuhe“

Bericht von Jutta Rudewig
Fotos von Tobias Schnell MZ

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MENDEN „Im Grunde ist das ein Sauhaufen. Aber Du wirst schnell merken, was für eine verschworene Gemeinschaft dieser Sauhaufen ist!“ Kernig begrüßte gestern Abend Klaus Levermann seinen Nachfolger in der Chorleitung des Meisterchores „amante della musica“. Und legte in seinen Abschiedsworten an den Chor noch eins nach: „Und wenn der nicht so spurt, wie Ihr das wollt, dann sagt mir Bescheid…“

Der Rest sollte an dieser Stelle zensiert bleiben, waren doch die Worte des scheidenden Chorleiters sicher nicht für den Abdruck gedacht, sondern eher der Versuch, Emotionen unter Kontrolle zu behalten. Denn „Nach ungefähr 840 Chorproben wird das heute Abend schon komisch sein, hier aus dem Raum zu gehen!“

<palign=“justify“>Zwanzig Jahre leitete Klaus Levermann die Geschicke des Meisterchores und formte die Gemeinschaft zu dem, was sie heute ist: Ein Chor, der am 1. Oktober im Berliner Dom den Hauptgottesdienst gestaltet und sich dabei wahrlich nicht verstecken muss.

Gestern Abend gab er offiziell den symbolischen Dirigentenstab an den Letmather Michael Oel weiter. Voran gegangen war die Bewerbung Oels und eines Mitkandidaten in der Aula der Regenbogenschule. Michael Oel brachte an diesem Abend „Bohemian Rhapsody“ als Chorsatz zum spontanen Einstudieren und als Überraschungsliteratur für amante mit. Eine gelungene Überraschung, wie sich später herausstellte, nachdem mit Beratung von Professor Michael Schmoll die Wahl auf den Musik- und Mathematikpädagogen fiel. „Ich steh unheimlich auf Queen. Ich bin ein Pop-Swing- und Gospel-Typ, und ich habe einen Chor gesucht, der dabei mitzieht“, begründete Oel die Wahl seiner „Arbeitsprobe“. Dass der Chor mitziehen wird, zeigt sich in dem einmütigen Abstimmungsurteil.

Am Samstag fährt amante nach Berlin – Abschiedstour und Abschiedsfeier für Klaus Levermann. Nach den Herbstferien wird sich „der Neue“ dann in die Probearbeit stürzen. Und daran, dass er dies mit Feuereifer tun wird, besteht spätestens seit gestern Abend kein Zweifel mehr. Die Ziele sind hoch gesteckt. amante möchte im kommenden März am Leistungssingen Sing- und Swing-Festival des Sängerbundes NRW in Hamm teilnehmen.

„Ich weiß, dass das große Schuhe sind, die ich mir da anziehe. Ich habe bei meiner Vorstellung Lampenfieber gehabt. Und als Chorleiter am Ende der Chorprobe eine Gänsehaut“, sagt Oel. Und man merkt ihm die Freude an, mit der er an seine neue Aufgabe geht.

MZ vom 28. September 2006:

Niemals geht man so ganz

Durchdachtes Verfahren beschert Meisterchor amante della musica mit Michael Oel einen neuen Chorleiter 14 weibliche und männliche Kandidaten mit Beratung von Prof. Michael Schmoll unter die Lupe genommen

Bericht von Jutta Rudewig

MENDEN „Niemals geht man so ganz“. Was das kölsche Original Trude Herr vor vielen Jahren treffender nicht hätte formulieren können, trifft ohne Zweifel auch auf den scheidenden Chorleiter des Mendener Meisterchores amante della musica zu. In gegenseitigem Einvernehmen, so war im Rahmen der Jahreshauptversammlung zu Jahresbeginn zu hören, habe man sich getrennt. Deutlich wurde den Gerüchten entgegen getreten, dass die zum Ende des Jahres 2006 beschlossene Beendigung der Zusammenarbeit keinesfalls das Ergebnis von irgendwelchen Meinungsverschiedenheiten oder gar Zerwürfnissen sei. „Wir haben mehrere intensive Gespräche geführt und sind einfach gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen, dass das Jubiläumsjahr der richtige Zeitpunkt für einen Chorleiter-Wechsel ist“, konstatierte seinerzeit der 1. Vorsitzende Lars Becker gegenüber unserer Zeitung.

Im Frühsommer begann die intensive Suche nach einem geeigneten Nachfolger. „Wir sind sehr froh gewesen, dass uns mit Professor Michael Schmoll ein versierter Berater zur Verfügung gestanden hat“, lobte Lars Becker bei der Vorstellung des neuen Chorleiters am Dienstagabend das Engagement des Bundeschorleiters des Sängerbundes NRW und Ehrenmitgliedes von amante. 14 weibliche und männliche Kandidaten zwischen 35 und 55 Jahren – zum Beispiel aus Arnsberg, Hagen, Dortmund, Olpe, Siegen, Schwerte, Kirchhundem, Hamm und Soest – standen am Ende der Suche auf einer Liste.

amante lud schließlich die Kandidaten der engeren Wahl zu einer „Probe-Probe“ ein – ein eher ungewöhnliches Verfahren, zu dem längst nicht alle Dirigenten bereit waren. Die Wahl fiel am Ende auf den Musikpädagogen Michael Oel – wir berichteten.

Der neue Chorleiter ist verheiratet, Vater zweier Söhne und einer Tochter und geboren am 8. März 1966. Sein geistiger Wegbegleiter, der Letmather Gebhard Reichmann, brachte ihn schon in frühen Kinderjahren zur Musik und später zum Musikstudium an der Universität Dortmund. Michael Oel leitet Chöre schon seit Mitte der 80-er Jahre. Konzertreisen führten ihn nach Polen, Wales und durch ganz Deutschland. Sein musikalischer Schwerpunkt liegt auf der Leitung von vier Chören im Sängerbund Nordrhein-Westfalen.

„Wir sind sehr froh, in Michael Oel einen engagierten und hochmotivierten Nachfolger für Klaus Levermann gefunden zu haben, “ so Becker. Nach der Berlin-Fahrt steht für amante im neuen Jahr vom 19. bis 21. Januar 2007 ein Arbeitswochenende in der Musikakademie Dümmersee an. Geplant ist auch ein weiteres Coaching mit einem hochkarätigen auswärtigen Dozenten, damit der Meisterchor beim Leistungssingen Sing-und Swing-Festival des SBNRW in Hamm am 24. März 2007 glänzend abschneidet.

WP vom 28. September 2006:

Nach zwanzig Jahren fällt der Abschied schwer

Letzte Chorprobe des „amante“-Chorleiters Klaus Levermann in der Regenbogenschule / Nachfolger Michel Oel übernimmt Amt am 17. Oktober

Bericht von Laura Oswald

MendenEine Ära geht zu Ende. Nach mehr als 20 Jahren legt Musikdirektor FDB Klaus Levermann sein Amt als Chorleiter bei amante della musica Menden nieder. Am Dienstag fand die letzte reguläre Probe in der Aula der Regenbogenschule statt.

Bei der Probe war ihm anzusehen, dass ihm der Abschied schwer fällt. Schließlich war amante sein erster eigener Chor, den er im Alter von 22 Jahren gründete. „Es wird sicherlich komisch sein, aber ich blicke auf rund 840 Chorproben zurück. Es war eine schöne Zeit. Außerdem komme ich dienstags auch weiterhin her, denn nach amante probt VokalArt.” Viel hat Levermann in 20 Jahren erlebt: An zahlreichen Probenwochenenden trainierte er mit seinen Sängerinnen und Sängern für Leistungssingen in ganz NRW. Auf einigen Chorfahrten sang, lachte und tanzte er mit „seinem Baby”: zweimal in Wales, in der Toscana, am Bodensee, in Wien und Budapest.

An seinen Nachfolger gewandt sagte er mit einem Augenzwinkern: „Im Grunde übernimmst du hier einen Sauhaufen, aber einen Sauhaufen mit Qualität.”

Am 17. Oktober übernimmt Michael Oel, der einstimmig gewählt wurde, das Amt des Chorleiters. Der 40-Jährige Dortmunder wurde schon vor knapp zwei Jahren Levermanns Nachfolger beim Sauerländischen Polizeichor. Am Dienstag unterschrieben Michael Oel und amante-Vorsitzender Lars Becker die Chorleitervereinbarung. Oel bekam das Chor-T-Shirt überreicht, welches er auch gleich anziehen musste. Seine neue Aufgabe bezeichnet er als „unglaublich aufregend”. „Ich freue mich riesig auf die Zusammenarbeit mit euch. Die Schuhe, die ich mir anziehe, sind riesengroß, aber mit eurer Hilfe passe ich da hoffentlich rein”, sagte er vor den Sängerinnen und Sängern.

Am Samstag geht amante wieder auf große Konzertreise, diesmal für sechs Tage nach Berlin. Klaus Levermann wird noch ein letztes Mal dabei sein. Am letzten Abend in der Hauptstadt schmeißen „seine Kinder” eine rauschende Abschiedsparty für ihn. Es wird wohl ein tränenreicher Abschied.